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Mit der Verabschiedung des Glücksspielstaatsvertrags im Jahr 2021 wurde die Branche vereinheitlicht und seitdem zentral durch die GGL reguliert. Jetzt könnte es zu einigen Änderungen kommen, welche Spielerschutz und vor allem die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Anbieter betreffen.
Der Juli des Jahres 2021 markierte einen Wendepunkt für die deutsche Glücksspielbranche. Erstmalig wurde das Glücksspiel in Deutschland unter der Einhaltung bestimmter Auflagen des Glücksspielstaatsvertrags legal gemacht. Die deutsche Politik übergab die Aufsicht über die gesamte deutsche Branche an die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL), welche ihren Sitz in Halle (Saale) hat. Die staatliche Behörde hat sich seitdem dem Kampf gegen den Schwarzmarkt verschrieben und vergibt Glücksspiellizenzen an Betreiber, welche alle nötigen Auflagen erfüllen können.
Trotz dieses progressiven Schritts der deutschen Politik stehen die Rahmenbedingungen in der Kritik. Anbieter bemängeln, dass die Anforderungen eine deutsche Glücksspiellizenz zu halten, mit einem hohen Aufwand und Extra-Kosten verbunden sind und zahlreiche Spieler weichen auf ausländische Online Casino Portale aus. Viele Bundesländer fordern deshalb eine Reform der geltenden Regulierung. Laut der GGL entfielen im vergangenen Jahr (2024) schätzungsweise 25 % der Einsätze, welche durch deutsche Online Casino Spieler getätigt wurden, auf das Angebot nicht lizenzierter Betreiber.
Das illegale Angebot wächst und der Aufschrei nach einer Reform wird lauter
Die legalen Online Casino Portale in Deutschland sind aufgrund der geltenden Regulierungen dazu verpflichtet, sich an Einsatzlimits zu halten und jeden Spieler einem langen Verifizierungsprozess zu unterziehen. Aus diesem Grund suchen zahlreiche Spieler aus Deutschland nach Alternativen, welche sich weniger restriktiv gestalten. Viele weichen auf Online Casinos ohne GGL Regulierung aus, welche ihren Sitz im Ausland haben. Nach offiziellen Angaben der EGBA (European Gaming and Betting Association) flossen im Jahr 2024 auf EU-Ebene circa 38 % des gesamten Glücksspielumsatzes aus dem Online-Segment in die Taschen von nicht lizenzierten Betreibern. Laut der GGL belief sich der deutsche Bruttospielertrag des lizenzierten Angebots im Jahr 2024 auf circa € 13,4 Milliarden. Schätzungen zufolge besteht die Möglichkeit, dass der Schwarzmarkt weitere € 8 Milliarden ausmachte.
Anhand dieser Zahlen wird deutlich, dass die Regulierungen des Glücksspielstaatsvertrags sich etabliert haben, jedoch gleichzeitig zur Abwanderung von Spielern auf den Schwarzmarkt führen.
Die GGL meldete im Jahresbericht 2024 über 1.100 erfolgte Sperren und mehr als 231 Untersagungssverfahren gegen nicht lizenzierte Betreiber von Online Casino Portalen aus dem Ausland. Branchenexperten sind jedoch der Meinung, dass die Umsetzung der Maßnahmen oft hinter der Dynamik des Marktes zurückbleibt.
Die Ziele des Glücksspielstaatsvertrags und der Streit um die Auslegung
Der Glücksspielstaatsvertrag 2021 verfolgt klare Ziele. Im Fokus steht der Schutz der Spieler, die Eindämmung von Spielsucht, die Verhinderung von Geldwäsche und die Gewährleistung fairer Marktbedingungen für lizenzierte Betreiber. Die zentrale OASIS-Sperrdatei und das Spielersicherungssystem LUGAS stellen die Grundlagen dar
Doch genau diese Regulierungen werden hart kritisiert. Zahlreiche Betreiber bemängeln, dass die monatlichen Einzahlungslimits von € 1.000 zu niedrig ausfallen. Der DSWV warnte bereits mehrfach, dass legale Anbieter durch dieses Limit gegenüber nicht regulierten Portalen benachteiligt würden.
Bayern und Schleswig-Holstein drängen auf eine rasche Reform. Bayern fordert eine stärkere Differenzierung zwischen professionellen und gelegentlichen Spielern, um lizenzierte Portale attraktiver zu machen.
Die GGL wiederum hält an ihrer Linie fest. In einer Erklärung vom Februar 2025 betonte sie, dass die Integrität des Marktes nicht durch wirtschaftliche Interessen definiert werden solle, sondern der Spielerschutz im Mittelpunkt stehen muss.
Die wirtschaftliche Bedeutung der deutschen Glücksspielbranche
Für die deutsche Politik stellt die Glücksspielbranche einen relevanten Wirtschaftsfaktor dar. Laut dem Bundesministerium der Finanzen generierte der deutsche Glücksspielmarkt im Jahr 2023 Steuereinnahmen von mehr als € 5,3 Milliarden. Das Online-Angebot trug mit circa € 1,7 Milliarden zu dieser Summe bei.
Trotz der geltenden Rahmenbedingungen bleibt der Anteil des illegalen Markts hoch. Laut Statista stieg der Gesamtumsatz des Online Glücksspiels in Deutschland im Jahr 2023 auf € 21,6 Milliarden. Mehr als ein Drittel davon entfällt auf das illegale Angebot.
Die Diskussion der möglichen Reformansätze
Aktuell prüfen die Länder, ob einzelne Regulierungen des Glücksspielstaatsvertrags reformiert werden sollten:
- Anhebung oder Individualisierung des monatlichen Einzahlungslimits.
- Lockerung der Werbevorgaben, etwa für Sponsoring im Sport.
- Technische Anpassung von OASIS zur besseren Nutzerfreundlichkeit.
- Klarere Zuständigkeiten zwischen GGL, Bundesnetzagentur und Landesmedienanstalten.
Zudem wird auf EU-Ebene über harmonisierte Standards gesprochen. Die EGBA fordert, dass Lizenz- und Verbraucherschutzsysteme zwischen Mitgliedsstaaten kompatibler werden, um das illegale Angebot einzudämmen.
Die technische Kontrolle bleibt eine Herausforderung. Netzsperren und Zahlungsblockaden greifen nur begrenzt. Laut offiziellen Angaben der GGL werden rund 40 % der untersuchten Zahlungen an illegale Anbieter über ausländische E-Payment-Dienste abgewickelt, welche außerhalb deutscher Zuständigkeit liegen.
Zwischen Verbraucherschutz und Marktöffnung
Der politische Balanceakt gestaltet sich schwierig. Einerseits soll der Spielerschutz erhalten bleiben, andererseits droht der legale Markt weiter an Attraktivität zu verlieren.
Verbraucherschützer fordern strengere Aufklärungspflichten und eine zentrale Beratungsplattform. Branchenvertreter wünschen sich dagegen praxisnähere Regelungen, etwa ein flexibles Limit-System oder schnellere Lizenzverfahren.
Die Diskussion wird auch von der Steuerpolitik beeinflusst. Einige Experten schlagen vor, Lizenzgebühren stärker an den Jahresumsatz zu koppeln, um eine faire Belastung zwischen großen und kleinen Betreibern zu schaffen.
Deutschlands Glücksspielgesetz am Wendepunkt
Die GGL hat die Branche formal stabilisiert, doch das illegale Angebot aus dem Ausland ist auch weiterhin stark. Die aktuellen Zahlen zeigen deutlich, dass trotz intensiver Kontrolle ein erheblicher Teil der Spieler auf Online Casino Portalen spielt, welche über keine deutsche Glücksspiellizenz verfügen. Sie gehen dabei ein hohes Risiko ein, denn Spieler genießen dort keinerlei Rechtsschutz.

