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Einführung
Nicholas Ofczarek, geboren am 30. Mai 1971 in Wien, zählt zu den profiliertesten Schauspielern im deutschsprachigen Raum. Er ist nicht nur für seine markanten Bühnenauftritte am Burgtheater bekannt, sondern auch für seine intensive Beschäftigung mit den dunklen Seiten menschlicher Gefühle. In den vergangenen Jahren hat Ofczarek offen über seine gesundheitlichen Probleme gesprochen, die sich insbesondere in Form von depressiven Verstimmungen und einer COVID-19-Infektion zeigten. Diese Erkrankungen haben nicht nur sein Leben, sondern auch seine berufliche Laufbahn stark beeinflusst.
Frühe Anzeichen psychischer Belastungen
Bereits zu Beginn seiner Karriere war Ofczarek von einer tief sitzenden Angst begleitet. In Interviews hat er immer wieder betont, dass „die Angst mein ständiger Begleiter“ sei und dass er Phasen durchlebte, in denen er sich selbst in Frage stellte. Diese Ängste umfassten existenzielle Fragestellungen wie „Kann ich das überhaupt?“ oder „Wie erhalte ich mir das Gefühl von Selbstverantwortung und Freiheit?“.
Ein Arbeitspensum, das oftmals weit über die persönlichen Belastungsgrenzen hinausging, führte dazu, dass er über längere Zeitphasen hinweg aus der Bahn geworfen wurde. Besonders die Dreharbeiten zu „BÖsterreich“, in denen er und seine Kollegen in einem enorm harten Tempo darstellten, was sie darstellten, brachten ihn „bis zum Anschlag und darüber hinaus“. Diese Phase hat er selbst als „Begegnung mit mir selbst, auf die ich gerne verzichtet hätte“ beschrieben.
Depressive Verstimmungen und Rückzug
Im Verlauf der letzten Jahre trat bei Ofczarek eine deutliche depressive Episode in Erscheinung. Obwohl er diese nicht als klinische Depression im engeren Sinne, sondern als „depressive Verstimmungen“ bezeichnete, schilderte er, dass er für mehr als ein halbes Jahr in einen Rückzug ging, aus dem er sich nur schwer befreien konnte. In dieser Zeit war er kaum in der Lage, seinem Alltag nachzugehen oder gar das Haus zu verlassen. Er betonte: „Wenn man depressiv ist, kann man gar nichts. Man ist ja in solchen Phasen nicht einmal fähig, aus dem Bett zu steigen.“.
Trotz dieser Schwere empfand Ofczarek es als wichtig, offen über diese Phasen zu sprechen, um dem gesellschaftlichen Tabu um psychische Erkrankungen entgegenzuwirken. Er machte deutlich, dass psychische Belastungen in unserer „brutalen Leistungsgesellschaft“ keine Seltenheit seien und jeder Mensch solche Phasen erlebe. Der nächste Schritt sei, das einzugestehen und Hilfe zu suchen.
Psychotherapie als Bewältigungsstrategie
Ofczarek hat keine Scheu davor, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Er stellte klar: „Wir leben in einer brutalen Leistungsgesellschaft, in der uns das Leben durch die Gegend peitscht. Und ich glaube, jeder Mensch hat diesen Zustand der Angstbesetztheit schon einmal erlebt. Der nächste Schritt ist, sich das auch einzugestehen und Hilfe zu suchen.
Dabei betonte er, dass Psychotherapie keineswegs die Kreativität beeinträchtige. Im Gegenteil: Für ihn war eine wöchentliche Sitzung genau der richtige Weg, „um wieder frei zu werden“. Er widersprach dem Mythos, dass persönliche Befindlichkeiten auf der Bühne nichts verloren hätten, indem er erklärte, dass jede Figur, die er spiele, zwangsläufig auch Anteile seiner selbst enthalte, die er reflektiere und bearbeite. Dennoch dürfe Theater keinesfalls als Ersatz für Psychotherapie verstanden werden.
COVID-19: Verlauf und Risiken
Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie im Frühjahr 2020 änderte sich die Situation für viele Künstler grundlegend. Für Ofczarek begann im Jänner 2020 die Arbeit an der zweiten Staffel der Thriller-Serie „Der Pass“. Schon zu Beginn der Pandemie dürfte er nach eigenem Bekunden eine erste Infektion überstanden haben, die sich jedoch auf seine Symptome nur bedingt auswirkte. Als die Dreharbeiten im Herbst wiederaufgenommen wurden, erkrankte er erneut an COVID-19. „Ich fuhr vom Drehort in Deutschland unverzüglich in unser Haus im Waldviertel, weil es einen Fall im Team gab. Als ich am nächsten Tag aufwachte, kam mein Befund. Ich hatte starke Symptome, aber es ging nicht in die Lunge. Ich lag sicher zweieinhalb Wochen darnieder“, so Ofczarek.
Die behandelnde Ärztin warnte ihn eindringlich: „Wenn du dich nicht schonst, besteht die Möglichkeit, dass sich daraus ein Long COVID entwickelt.“ Dieses Risiko führte dazu, dass er sich über mehrere Wochen isolieren musste und jegliche beruflichen Verpflichtungen ruhen ließ. Die Möglichkeit einer länger andauernden Post-Covid-Erkrankung stellte eine enorme psychische und physische Belastung dar.
Long COVID: Mögliche Langzeitfolgen
Auch wenn Ofczarek nach der akuten Phase der COVID-Erkrankung keine schweren Lungenschäden davontrug, blieb das Damoklesschwert eines möglichen Long COVID bestehen. Viele Betroffene berichten nach einer COVID-Infektion von anhaltender Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Atemwegsproblemen oder Muskel- und Gelenkschmerzen, die über Monate anhalten können. Ein solcher Verlauf hätte weitreichende Konsequenzen für einen Schauspieler, dessen Beruf gerade auf Ausdauer, körperlicher Fitness und mentaler Stabilität beruht.
Obwohl Ofczarek nicht direkt eine ausführliche Schilderung von Post-Covid-Symptomen gab, warnten ihn sowohl behandelnde Ärzte als auch enge Vertraute davor, die Gefahr zu unterschätzen. Die Empfehlung, körperliche Schonung an erste Stelle zu setzen, verdeutlicht, wie ernst die Lage eingeschätzt wurde.
Auswirkungen auf die berufliche Laufbahn
Die Kombination aus depressiven Verstimmungen und COVID-19-Infektionen hatte unmittelbare Auswirkungen auf den beruflichen Alltag Ofczareks. Große Theaterproduktionen, Proben und Dreharbeiten mussten pausiert oder verschoben werden. Besonders die Tatsache, dass er während intensiver Dreharbeiten in „Der Pass 2“ bereits infiziert war und erst im Waldviertel einen positiven Befund erhielt, führte dazu, dass sein Umfeld ebenfalls vorsorglich in Quarantäne gehen musste.
Im Interview mit Profil schilderte Ofczarek, dass er in den Monaten zuvor ein Arbeitspensum gehabt habe, das an „Selbstausbeutung“ grenzte. Gerade in der Rolle des Gedeon Winter in „Der Pass“ war er mit hohen Belastungen konfrontiert, da er im rauen Bergpanorama einer intensiven Darstellung ausgesetzt war. Diese Kombination aus körperlichem Stress, wenig Schlaf und dem Wissen um eine mögliche Infektion verstärkte seine Ängste und depressive Episoden.
Die Rolle des familiären Umfelds
Inmitten dieser gesundheitlichen Herausforderungen spielte die Familie eine tragende Rolle. Ofczarek ist seit nahezu 20 Jahren mit der Schauspielerin Tamara Metelka verheiratet, mit der er eine Tochter hat. Die Heimkehr ins Waldviertel, um sich zu isolieren und zu erholen, verdeutlichte, wie wichtig ein stabiler Rückzugsort ist. Seine Frau und Tochter unterstützten ihn in dieser Phase, wo er sich körperlich und psychisch aufbrach.
Ofczarek selbst betonte in verschiedenen Interviews, wie essenziell die Familie in schwierigen Zeiten ist: „Wohin? Ich lachte: „Also so sauber, dass da eine kleine Kur auf der Alm oder sonstwo nützt, so sauber läuft das nicht. Wenn man depressiv ist, kann man gar nichts.“ Dennoch gab die Nähe zu seiner Familie ihm Halt, um sich einzugestehen, dass er Hilfe benötigte und diese auch anzunehmen.
Öffentliche Wahrnehmung und Tabubrechung
Durch seine offene Kommunikation über psychische und physische Erkrankungen hat Ofczarek dazu beigetragen, in der Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Problematik von psychischen Leiden sowie die Folgen der Pandemie zu schärfen. Als renommierter Schauspieler, der am Wiener Burgtheater und in Fernsehproduktionen wie „Der Pass“ präsent ist, besitzt er eine gewisse Strahlkraft. Seine Bereitschaft, offen über Ängste, depressive Verstimmungen und die Erfahrung mit COVID-19 zu sprechen, hat vielerorts positive Resonanz gefunden.
Er wies mehrfach darauf hin, dass psychische Erkrankungen und die Gefahr von Long COVID keinesfalls tabuisiert werden sollten. Durch seine Sichtbarkeit wird die Diskussion über psychische Gesundheit in künstlerischen Berufen vorangetrieben, wo Leistungsdruck und emotionale Belastungen ohnehin stark ausgeprägt sind.
Langfristige Bewältigungsstrategien
Um seine mentale Gesundheit zu stabilisieren, setzt Ofczarek auf eine Kombination aus Psychotherapie, familiärer Unterstützung und einem bewussteren Umgang mit beruflichen Verpflichtungen. Er betonte, dass er bewusst gelernt habe, „nein zu sagen“ und sein Arbeitspensum zu reduzieren, um nicht erneut an körperliche und psychische Grenzen zu stoßen.
Darüber hinaus achtet er heute stärker auf Ausgleich und Selbstfürsorge, indem er Zeiten der Ruhe gezielt in seinen Kalender einträgt. Diese Strategien haben ihm geholfen, den Anforderungen eines unvorhersehbaren Schauspielerlebens besser zu begegnen.
Bedeutung von Gesundheit in der Schauspielerei
Die Erkrankungen von Nicholas Ofczarek verdeutlichen, wie eng psychische und physische Gesundheit mit der künstlerischen Leistungsfähigkeit verknüpft sind. Schauspieler stehen oft unter hohem Druck, schnell in verschiedene Rollen einzutauchen, teils auch unter extremen Bedingungen, wie sie bei Dreharbeiten in abgelegenen Bergregionen entstehen können. Ofczareks Beispiel zeigt, dass selbst gestandene Profis bisweilen an ihre Grenzen gelangen und Hilfe benötigen.
Seine Offenheit hat auch Kritikern vor Augen geführt, dass mentale Gesundheit kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit ist – gerade in einem Beruf, der viel Emotion, Körperarbeit und mentale Stärke erfordert. Indem er deutlich macht, dass Therapie keine Schwäche, sondern ein Schritt zur Bewältigung ist, setzt er ein Zeichen für eine offenere und gesündere Arbeitskultur in Theater und Film.
Ausblick und Resümee
Heute befindet sich Nicholas Ofczarek, soweit bekannt, wieder in guter körperlicher und psychischer Verfassung. Er hat seine Rolle in Film- und Theaterprojekten wieder aufgenommen und tritt weiterhin als profilierter Charakterdarsteller auf. Die Erfahrungen mit Depressionen und COVID-19 haben ihn jedoch nachhaltig geprägt und sein Bewusstsein für die Bedeutung von Selbstfürsorge und Achtsamkeit geschärft.
Seine Krankheitsgeschichte dient nicht nur als Mahnung vor den Gefahren von Überarbeitung, sondern auch als ermutigendes Beispiel dafür, dass man sich Hilfe holen kann und muss. In einer Branche, die allzu oft den Mythos der Unbesiegbarkeit pflegt, setzt Ofczarek ein kraftvolles Statement: Gesundheit darf kein Tabu sein. Mehr lesen
Mit diesem Artikel wird deutlich, dass die gesundheitlichen Herausforderungen von Nicholas Ofczarek – sei es im psychischen Bereich oder durch COVID-19 – integrale Bestandteile seiner künstlerischen Biografie geworden sind. Sie zeigen, dass auch erfolgreiche Künstler mit ihrer Menschlichkeit in Berührung kommen und dass Offenheit und Therapie zentrale Elemente sind, um nachhaltige Kreativität und Leistungsfähigkeit zu erhalten. In diesem Sinne bleibt Ofczareks Weg eine inspirierende Erinnerung daran, dass Gesundheit und Künstlersein Hand in Hand gehen müssen.