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Die Ursachen des nächtlichen Zähneknirschens
Das nächtliche Zähneknirschen, in der Fachsprache als Bruxismus bezeichnet, ist ein weitverbreitetes Phänomen, das etwa 8-10% der Bevölkerung betrifft. Bei diesem unbewussten Vorgang pressen oder reiben die Betroffenen ihre Zähne während des Schlafs aneinander, was zu verschiedenen gesundheitlichen Problemen führen kann.
Die Ursachen des Bruxismus sind vielfältig und oft multifaktoriell. Stress und psychische Belastungen gelten als Hauptauslöser. In stressigen Lebensphasen verstärkt sich das Knirschen häufig, was auf eine enge Verbindung zwischen dem psychischen Wohlbefinden und dieser nächtlichen Aktivität hindeutet. Auch Angststörungen und Depressionen können das Risiko für Bruxismus erhöhen.
Zahnfehlstellungen und Bissprobleme spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Wenn die Zähne des Ober- und Unterkiefers nicht optimal aufeinandertreffen, versucht der Körper unbewusst, diese Unstimmigkeit durch Knirschen auszugleichen. Aus diesem Grund arbeiten Zahnärzte und Kieferorthopäden oft zusammen, um die zugrunde liegenden strukturellen Probleme zu beheben.
Weitere Risikofaktoren umfassen:
- Genetische Veranlagung (Bruxismus tritt häufig familiär gehäuft auf)
- Bestimmte Medikamente, insbesondere manche Antidepressiva
- Stimulanzien wie Koffein, Alkohol und Nikotin
- Neurologische Erkrankungen
- Schlafstörungen
Interessanterweise besteht auch ein Zusammenhang zwischen Bruxismus und Schlafapnoe. Bei dieser Schlafstörung kommt es zu wiederholten Atemaussetzern während der Nacht, was zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Körpers führt. Manche Patienten, die eine Schnarchschiene tragen, um ihre Atemwege während des Schlafs offen zu halten, berichten von einer Verbesserung ihres Bruxismus. Dies deutet darauf hin, dass in einigen Fällen das Knirschen ein unbewusster Versuch des Körpers sein könnte, die Atemwege offen zu halten.
Im Gegensatz zur Schnarchschiene, die den Unterkiefer nach vorne verlagert und so die Atemwege erweitert, zielt die Knirscherschiene jedoch primär darauf ab, die Zähne vor den starken Kräften des Knirschens zu schützen und nicht, die Atemwege zu öffnen.
Die Notwendigkeit einer Knirscherschiene
Obwohl das Knirschen selbst meist unbewusst geschieht, können die Folgen erheblich sein und sollten nicht unterschätzt werden. Eine Knirscherschiene, auch Aufbissschiene oder Okklusionsschiene genannt, stellt in vielen Fällen einen effektiven Schutz dar.
Der Schutz der Zähne steht dabei im Vordergrund. Beim Knirschen können Kräfte von bis zu 480 kg pro Quadratzentimeter auf die Zähne einwirken – ein Vielfaches der normalen Kaukraft. Diese enormen Kräfte führen mit der Zeit zu Abnutzungen des Zahnschmelzes, sichtbaren Abplatzungen und feinen Rissen in den Zähnen. Die Knirscherschiene verteilt diese Kräfte gleichmäßig und schützt so die Zahnsubstanz vor weiterer Zerstörung.
Neben dem direkten Zahnschutz dient die Schiene auch der Vorbeugung von Schmerzen. Unbehandelter Bruxismus kann zu chronischen Kiefergelenksschmerzen, Kopfschmerzen und Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich führen. Durch die Entlastung der Kiefergelenke und der Kaumuskulatur werden diese Beschwerden oft deutlich gelindert.
Langfristige Schäden, die durch eine rechtzeitige Versorgung mit einer Knirscherschiene verhindert werden können, umfassen:
- Kiefergelenksarthrose
- Irreversible Schädigungen der Kiefergelenke
- Zurückgehendes Zahnfleisch
- Erhöhte Anfälligkeit für Zahnlockerungen
- Chronische Gesichts- und Kopfschmerzen
Für Patienten, die sowohl unter Bruxismus als auch unter Schnarchen oder leichter Schlafapnoe leiden, kann in manchen Fällen eine kombinierte Lösung sinnvoll sein. Während die einteilige Schnarchschiene primär den Unterkiefer nach vorne verlagert und dabei die Atemwege offenhält, kann eine speziell angepasste Knirscherschiene in einigen Fällen so modifiziert werden, dass sie einen ähnlichen, wenn auch weniger ausgeprägten Vorschubeffekt erzielt.
Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass bei diagnostizierter Schlafapnoe die Behandlung unter ärztlicher Aufsicht erfolgen sollte, da es sich um eine ernsthafte Erkrankung handelt, die unbehandelt zu Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck oder Herzproblemen führen kann.
Verordnung und Anpassung einer Knirscherschiene
Der Weg zur individuellen Knirscherschiene beginnt in der Regel beim Zahnarzt. Dieser diagnostiziert den Bruxismus anhand typischer Anzeichen wie abgenutzte Zahnflächen, Schmelzrisse oder Abplatzungen. Häufig berichten Patienten auch von morgendlichen Kieferschmerzen oder Kopfschmerzen, die auf nächtliches Knirschen hindeuten können. In manchen Fällen sind es auch Partner, die das charakteristische Knirschgeräusch während der Nacht wahrnehmen.
Nach der Diagnose wird der Zahnarzt die Anfertigung einer individuellen Knirscherschiene empfehlen. Anders als bei standardisierten Lösungen wie der Somnipax oder SomnoGuard bei Schnarchschienen handelt es sich bei einer Knirscherschiene immer um eine maßgefertigte Lösung, die exakt auf die Zahnreihen des Patienten abgestimmt ist.
Der Anpassungsprozess umfasst mehrere Schritte:
- Zunächst werden präzise Abdrücke beider Zahnreihen genommen
- Diese Abdrücke werden an ein zahntechnisches Labor übermittelt
- Das Labor fertigt ein Modell des Gebisses an
- Auf diesem Modell wird die eigentliche Schiene aus speziellem Kunststoff hergestellt
- Bei einem Folgetermin wird die Schiene eingesetzt und angepasst
Die gesetzlichen Vorgaben für die Verordnung einer Knirscherschiene sind in den Richtlinien der gesetzlichen Krankenkassen festgelegt. Eine medizinische Notwendigkeit muss durch den Zahnarzt attestiert werden, was in der Regel bei nachweisbaren Schäden an den Zähnen oder funktionellen Störungen des Kauapparates der Fall ist.
Die Materialien, aus denen moderne Knirscherschienen hergestellt werden, sind speziell auf ihre Aufgabe abgestimmt. Meist handelt es sich um harte oder harte/weiche Kombinationskunststoffe, die sowohl langlebig als auch gut verträglich sind. Im Gegensatz dazu bestehen einfachere Schnarchschienen oft aus thermoplastischen Materialien, die zwar kostengünstiger sind, aber meist nicht die gleiche Haltbarkeit und Schutzwirkung bieten.
Der Tragekomfort spielt eine entscheidende Rolle für die Akzeptanz der Schiene. Moderne Knirscherschienen sind so dünn wie möglich gestaltet und beeinträchtigen die Sprache kaum. Eine hochwertige Schiene sollte weder Druckstellen verursachen noch das Schlucken oder Atmen erschweren. Dies gilt übrigens auch für spezialisierte Anti-Schnarchschienen, die trotz ihrer Funktion, den Unterkiefer nach vorne zu verlagern, möglichst komfortabel gestaltet sein sollten.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse
Die Frage der Kostenübernahme für eine Knirscherschiene ist für viele Patienten von großer Bedeutung. Die gute Nachricht ist, dass die gesetzlichen Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen einen Teil der Kosten übernehmen.
Die Voraussetzung für eine Kostenübernahme ist das Vorliegen einer funktionellen Störung des Kausystems, die als Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) bezeichnet wird. Eine solche liegt vor, wenn:
- Nachweisbare Schäden an den Zähnen durch Bruxismus bestehen
- Funktionsstörungen des Kiefergelenks diagnostiziert wurden
- Chronische Schmerzen im Kieferbereich vorliegen
- Einschränkungen der Kieferbeweglichkeit bestehen
In diesen Fällen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen einen Festzuschuss, der sich nach dem sogenannten Befund-Nr. 7 der Festzuschussrichtlinie richtet. Dieser Zuschuss deckt in der Regel die Kosten für eine einfache funktionsgerechte Versorgung ab. Wünscht der Patient eine aufwendigere Version mit zusätzlichen Komfort- oder Ästhetikmerkmalen, muss er die Mehrkosten selbst tragen.
Der genaue Ablauf sieht wie folgt aus:
- Der Zahnarzt stellt die medizinische Notwendigkeit fest
- Er erstellt einen Heil- und Kostenplan
- Dieser Plan wird bei der Krankenkasse eingereicht
- Nach Genehmigung kann die Schiene angefertigt werden
- Die Krankenkasse übernimmt den Festzuschuss, der Rest wird privat abgerechnet
Bei privaten Krankenversicherungen gestaltet sich die Kostenübernahme meist großzügiger. Je nach Tarif werden die Kosten für eine Knirscherschiene vollständig oder zu einem höheren Prozentsatz übernommen als bei gesetzlichen Kassen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Kostenübernahme für Schnarchschienen anders geregelt ist. Da Schnarchen ohne begleitende Schlafapnoe meist nicht als behandlungsbedürftige Erkrankung angesehen wird, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel keine Kosten für reine Anti-Schnarchschienen. Nur bei nachgewiesener Schlafapnoe kann unter Umständen eine Kostenübernahme erfolgen, wobei hier oft nicht der Zahnarzt, sondern ein Schlafmediziner die Verordnung ausstellt.
Lebensdauer und Pflege einer Knirscherschiene
Eine qualitativ hochwertige Knirscherschiene ist eine Investition in die Zahngesundheit, die bei guter Pflege mehrere Jahre halten kann. Die durchschnittliche Lebensdauer liegt zwischen zwei und fünf Jahren, kann aber je nach individueller Knirschintensität und Pflegegewohnheiten variieren.
Faktoren, die die Lebensdauer beeinflussen:
- Intensität des Knirschens (bei sehr starkem Knirschen nutzt sich die Schiene schneller ab)
- Qualität des verwendeten Materials
- Regelmäßigkeit und Gründlichkeit der Reinigung
- Sachgemäße Aufbewahrung
- Strukturelle Veränderungen im Gebiss (z.B. durch neue Füllungen oder Kronen)
Die richtige Pflege ist entscheidend für Hygiene und Haltbarkeit. Nach jedem Tragen sollte die Schiene gründlich unter fließendem Wasser mit einer weichen Zahnbürste gereinigt werden. Handelsübliche Zahnpasta ist aufgrund ihrer Abrasivität nicht zu empfehlen, da sie mikroskopisch kleine Kratzer verursachen kann, in denen sich Bakterien ansiedeln. Stattdessen können spezielle Reinigungstabletten für Zahnprothesen oder milde Seife verwendet werden.
Für die Aufbewahrung tagsüber eignet sich eine gut belüftete Dose, die regelmäßig gereinigt werden sollte. Die Schiene sollte vor dem Einlegen trocken sein, um Schimmelbildung zu vermeiden. Hohe Temperaturen können das Material verformen, daher sollte die Schiene nicht in der Nähe von Heizkörpern oder in direktem Sonnenlicht aufbewahrt werden.
Bei regelmäßigen Kontrollterminen beim Zahnarzt (idealerweise alle sechs Monate) sollte auch die Knirscherschiene überprüft werden. Der Zahnarzt kann kleinere Anpassungen vornehmen und beurteilen, ob die Schiene noch optimal sitzt oder erneuert werden muss.
Interessanterweise müssen Patienten, die sowohl eine Knirscherschiene als auch eine Schnarchschiene benötigen, in der Regel zwei separate Schienen verwenden, da die Anforderungen unterschiedlich sind. Während die Knirscherschiene hauptsächlich den Schutz der Zähne zum Ziel hat, soll die Schnarchschiene den Unterkiefer nach vorne verlagern, um die Atemwege offen zu halten. In besonderen Fällen können jedoch auch kombinierte Lösungen vom Spezialisten angefertigt werden.
Eine Knirscherschiene ist für viele Menschen mit Bruxismus ein unverzichtbares Hilfsmittel, um langfristige Schäden an Zähnen und Kiefergelenken zu vermeiden. Die individuell angepasste Schiene schützt nicht nur die Zahnsubstanz, sondern kann auch zu einer deutlichen Verbesserung der Lebensqualität durch Schmerzreduktion beitragen. Mit der richtigen Pflege und regelmäßigen Kontrollen beim Zahnarzt stellt sie eine langfristige Lösung für ein weit verbreitetes Problem dar. Mehr lesen
Es ist ratsam, bei Verdacht auf nächtliches Zähneknirschen frühzeitig den Zahnarzt zu konsultieren, um Folgeschäden zu vermeiden. Gerade im Zusammenhang mit anderen Schlafstörungen wie Schnarchen oder Schlafapnoe ist ein ganzheitlicher Behandlungsansatz sinnvoll, der in manchen Fällen auch die Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten, Kieferorthopäden und Schlafmedizinern erfordert.